Was kommt bei unseren Nachbarn auf den Tisch?
Zu Weihnachten, speziell am Heiligen Abend, hat fast jede Familie ihr traditionelles Weihnachtsgericht. Bei den meisten muss es schnell gehen, im Süden Deutschlands ist ein Klassiker deshalb oft Saitenwürstchen mit Kartoffelsalat. Doch wie sieht’s eigentlich bei unseren Nachbarn aus? Sind die Gebräuche dort ganz anders oder ähnlich den unseren? Einige Weihnachtsgerichte geben hoffentlich auch Anregungen für die eigene Speiseplanung an den Feiertagen.
Überall, wo Weihnachten gefeiert wird, sind die Feiertage geprägt von Traditionen und Familienbräuchen. Uns interessieren dabei weniger der Kirchgang, das Weihnachtssingen oder der jährliche Familienstreit. Wir wollten von unseren Winzern in Deutschland und vor allem den Nachbarländern wissen, welche Speisen und welche Weine an den Feiertagen traditionell auf den Tisch kommen.
Auch in Italien, Frankreich und Co., so viel sei verraten, wird in den meisten Familien Jahr für Jahr dasselbe Gericht zubereitet und serviert. Nur was? Wir haben stellvertretend ein paar unserer Winzer gefragt. Klar, dass zwischen Nord- und Süditalien oder Nord- und Südfrankreich sicher große Unterschiede bestehen. Aber es kamen ein paar spannende Speisen und Weinempfehlungen zusammen, die vielleicht sogar Anregungen für den heimischen Speiseplan über die Feiertage geben.
Domaine Pouderoux, Roussillon, Frankreich
Bei Louise Tanguy und Léo Hemmer Bury von der Domaine Pouderoux gibt’s Gans. Aber nicht irgendeine Gans, sondern mit Cerdagne-Birnen. Die Cerdagne ist ein Hochtal in den Pyrenäen, das zwischen dem nördlichen, französischen und dem spanischen Katalonien liegt. Es ist für seine historische, beinahe ausgestorbene Produktion von Birnen und Äpfeln bekannt.
Zur Gans mit Cerdagne-Birnen passen hervorragend die kräftigen, trockenen Weine aus Maury. Der kraftvolle Terre Brune von der Domaine Pouderoux zum Beispiel passt ideal als Begleiter zur gewebereichen Struktur und dem intensiven Geschmack der Gans.
Azienda Agricola Reassi, Veneto, Italien
Auf der Azienda Reassi ist die Cotechino oder die Sonderform Musetto mit Kartoffelpüree ein Klassiker zu Weihnachten. Beides sind kräftige, deftige Würste. Die Cotechino wird aus Schweineschwartengemacht und gekocht oder gedämpft serviert. Die Musetto wird nur aus Schweinsmaske bereitet, ist etwas lockerer, aber auch sehr kräftig im Geschmack.
Traditionell serviert man Musetto oder Cotechino mit Kartoffelpüree oder Linsen. Im Veneto werden auf den Bauernhöfen traditionell in der Vorweihnachtszeit Schweine geschlachtet. Daher gibt es diesen Klassiker üblicherweise an Weihnachten oder Silvester. Eine Top-Kombination zur deftigen Speise liefert der lebendige, saftige und frische L’Antenato von der Azienda Reassi.
Sierra de Toloño, Rioja, Spanien
Bei Sandra Bravo vom Weingut Sierra de Toloño kommt an Weihnachten traditionell Cabrito asado auf den Tisch. Das ist gebratenes Zicklein, bei uns durchaus unüblich, in verschiedenen Gegenden Spaniens aber ein beliebtes und überaus schmackhaftes Gericht, das klassischerweise mit Backkartoffeln und/oder Gemüse serviert wird.
Dazu empfiehlt Sandra den 2020 Raposo Rioja. Der reinsortige Tempranillo kommt aus den Lagen rund ums Dorf Villabuena. Der volle Körper mit den reifen Tanninen und die Aromen von Lakritz ergänzen den intensiven Geschmack des Zickleins mit Knoblauch und Olivenöl.
Weingut Clemens Busch, Mosel
Ja, die Mosel gehört zu Deutschland, gilt also nicht wirklich als Nachbarland. Trotzdem sind die Traditionen, wenn`s ums Weihnachtsmenü geht, auch innerhalb Deutschlands sehr unterschiedlich. Deshalb haben wir mal bei Buschs nachgefragt, was es denn so zu essen gibt. Und siehe da, von wegen Saitenwürstchen mit Kartoffelsalat: In Pünderich an der Mosel steht ein ganzes Menü auf dem Programm.
Zur Vorspeise gibt es Rinderkraftbrühe mit Markklößchen. Der Zwischengang, ein echter Klassiker, besteht aus Rindfleisch mit Senfremoulade. Als Hauptgang sind Rouladen mit Rotkohl und Mausohrsalat – so nennt man an der Mosel den Feldsalat – mit geriebenem Sellerie geplant. Als Dessert gibt’s den Mosel-Klassiker Riesling-Schaumcreme.
Familie Busch trinkt dazu meist nicht die eigenen Gewächse, sondern die befreundeter Winzer. Aus dem eigenen Keller empfiehlt Rita Busch ein etwas gereiftes Großes Gewächs, beispielsweise den 2018 Falkenlay GG. Wir empfehlen zur Roulade einen Burgunder von Lucien Boillot oder den Vinhas Velhas von Antonio Madeira aus Portugal.
2018 Riesling Marienburg Rothenpfad Reserve trocken, Weingut Clemens Busch, Mosel
2018 Gevrey-Chambertin 1er Cru Les Cherbaudes, Lucien Boillot et Fils, Bourgogne
2019 Vinhas Velhas A Palheira Dão, Antonio Madeira, Serra da Estrela, Portugal
Jetzt bleibt uns nur noch, Ihnen eine nicht allzu stressige Vorweihnachtszeit und ein fröhliches, genussreiches Weihnachtsessen zu wünschen. Und falls Sie nach den passenden Wein noch suchen: Wir beraten Sie gerne.