Außergewöhnliche Weine entstehen oft in aller Ruhe, ohne großes Aufsehen. Sie sollten langlebig sein, sich mit der Zeit verfeinern – so wie die Menschen, die hinter ihnen stehen.
Ein langer gemeinsamer Weg
Meine erste Begegnung mit dem Weingut Dr. Heger liegt lange zurück. Ende der achtziger Jahre, ich war ein junger, neugieriger Sommelier, durfte ich einer Probe im Weingut beiwohnen. Die Stube war klein, aber herzlich, der Tisch gedeckt mit Gläsern und Flaschen. Vor uns stand ein junger, hochmotivierter Winzer, der seine neuesten Weine präsentierte: Joachim Heger. Er sprach mit Begeisterung, das Feuer in seinen Augen konnte seine Nervosität kaum verbergen.
Doch da saß auch noch jemand anderes am Tisch, die wahre Autorität im Raum: Wolfgang Heger, genannt Mimus. Sein Blick war ruhig, seine Haltung aufrecht – der Mann, der das Weingut an die Spitze Badens geführt hatte. Plötzlich zückte er seine Pfeife, stopfte sie mit Bedacht und entzündete sie genüsslich. Der Rauch stieg gemächlich in die Stube, legte sich unweigerlich über die feinen Weinaromen.

Joachim stockte für einen Moment, seine Augen weiteten sich. “Papa…?” brachte er verzweifelt hervor, ein halber Protest, ein halbes Flehen. Doch sein Vater zog nur genüsslich an der Pfeife, als habe er die Worte nicht gehört. Joachim seufzte kaum merklich, straffte die Schultern und führte die Probe so professionell fort, wie es eben ging.
Diese Szene werde ich nie vergessen. Sie stand sinnbildlich für den Moment des Übergangs: der altgediente Patron, der mit seinem Schaffen zufrieden war, und der ehrgeizige Sohn, der die Zukunft gestalten wollte.
Eine professionelle Weinprobe bei Heger läuft noch heute so ab. Wer einen Termin bei Joachim Heger vereinbart, sollte sich darauf einstellen, dass es nicht mit ein paar Weinen getan ist. Am besten am Nachmittag erscheinen – und für den Abend nichts mehr vornehmen.

Ein Weingut mit Geschichte
Was ich damals nicht wusste: Ich war Zeuge eines Generationswechsels in einem der bedeutendsten Weingüter Deutschlands. Das Weingut wurde 1935 von Dr. Max Heger gegründet, einem Landarzt mit einer ungewöhnlichen Passion für Wein. Die besten Parzellen des Ihringer Winklerbergs und Achkarrer Schlossbergs sicherte er sich früh, mit Weitblick, der sich auszahlen sollte. Nach dem Krieg übernahm sein Sohn Wolfgang, der mit kompromisslosem Qualitätsstreben das Weingut zu Ruhm führte.
Sein Sohn Joachim wollte eigentlich Arzt werden, doch der Wein rief. Nach einem Studium der Önologie in Geisenheim trat er 1981 in das Weingut ein. 1992 übernahm er die Leitung, gemeinsam mit seiner Frau Silvia. Heute ist die nächste Generation bereits eingebunden: Die Töchter Katharina und Rebecca haben Weinbau studiert, Rebecca unterstützt ihren Vater seit 2020 im Keller.
Badens Vorreiter
Dr. Heger ist mehr als nur ein Weingut – es ist eine Institution. Joachim Heger erkannte früh, dass Spitzenweine ihre Heimat in der Gastronomie haben. Während viele Winzer sich auf das einfache Ab-Hof-Geschäft konzentrierten, positionierte er seine Weine gezielt in der gehobenen Gastronomie. Heute sind sie aus den besten Weinkarten Deutschlands nicht mehr wegzudenken. Als Vorsitzender des VDP Baden setzt sich Heger aktiv für die Weiterentwicklung des Weinbaus ein.
Burgunder von Weltklasse
30 Hektar bewirtschaftet das Weingut, der Schwerpunkt liegt auf Burgundersorten, die drei Viertel der Produktion ausmachen. Wer immer noch glaubt, Grauburgunder sei belanglos, sollte einen Heger probieren. Die Weine aus dem Ihringer Winklerberg haben eine Kraft und Tiefe, die ihresgleichen sucht. Der Weißburgunder zeigt eine kühle Eleganz, oft mit salziger Mineralität. Die Spätburgunder trotzen jeder Mode: kraftvoll, konzentriert, strukturiert – Weine, die Zeit brauchen, um ihr volles Potenzial zu entfalten.

Der Kaiserstuhl: Vulkanboden und Sonnenwärme
Ihringer Winklerberg – Deutschlands wärmste Lage
Ihringen ist eine der wärmsten Gemeinden Deutschlands mit einem Jahresmittel von 12 °C. Der vulkanische Boden speichert die Sonnenwärme und gibt sie nachts langsam ab. Weißburgunder, Spätburgunder und Grauburgunder profitieren von diesem einzigartigen Mikroklima. Die Weine sind reif, tief und von beeindruckender Mineralität.
Achkarrer Schlossberg – die mineralische Seele
Der Achkarrer Schlossberg im Zentrum des Kaiserstuhls zeichnet sich durch steile, karge Vulkanverwitterungsböden aus. Hier entstehen elegante, kraftvolle Weine mit ausgeprägter Mineralität und oft einer feinen rauchigen Note. Besonders Spätburgunder und Grauburgunder brillieren hier. Aber auch der Riesling zeigt am Schlossberg seine Klasse.
Spitzenqualität bis in die Basis
Die Familie Heger produziert nicht nur Großes unter dem Namen Dr. Heger, sondern auch erstklassige Weine für den täglichen Genuss. 1986 gründeten sie das Weinhaus Heger, das mit einem herausragenden Preis-Genuss-Verhältnis insbesondere in der regionalen Gastronomie beliebt ist.
Von Bernd Kreis