Verkostungsnotiz VDP Große Gewächse

Drei Tage lang die besten Weine Deutschlands durchprobieren? Zugegebenermaßen: Es gibt auch unangenehmere Termine im Leben eines Weinhändlers als die jährliche Verkostung der Großen Gewächse des VDP. Exklusiv für Sie hat Kilian seine Highlights und Überraschungen zusammengetragen.

Weißweine

Weißburgunder

Württemberg

Weingut Aldinger
Untertürkheimer Gips Marienglas 2019

Einer der wenigen Weißburgunder, die nicht im Jahrgang 2020 gezeigt wurden. Die Reben stehen im ehemaligen Gipssteinbruch von Untertürkheim mit Blick auf Mercedes Benz. Nach einem Jahr im kleinen gebrauchten Holzfass kommt der Weißburgunder zusammen mit der Feinhefe noch einmal für sechs Monate in den Edelstahltank. Schmeckt fast burgundisch! Die Nase ist leicht reduktiv, mit etwas Luft zeigen sich vor allem frische gelbe und grüne Äpfel, Limetten und Aprikosen. Durch den langen Hefekontakt kommen noch leicht toastig-rauchige Nuancen dazu. Am Gaumen natürlich trocken mit eher schlankem Körper und einem langen salzig-mineralischem Finish. Perfekt integriertes Holz, feine Kräuterwürze, frische Äpfel und Limetten. Durch das lange Hefelager eine geschmeidige Struktur. Wer den Wein jetzt schon trinken möchte, gibt ihn am besten in eine schlanke Karaffe. Alternativ kann der Wein auch gerne noch zwei bis drei Jahre in der Flasche schlummern.
Sehr gut+

Grauburgunder

Weingut Schnaitmann

Fellbacher Lämmler Grauburgunder 2019
Einer der Schönsten Weinberge Württembergs, im Rücken die Grabkapelle, Blick auf Stuttgart. Hier wächst kein 08-15 Wein! Die Farbe macht schon neugierig. Im Glas hat man einen Wein mit für einen Weißwein dunkler Farbe. Rotgold, fast kupfern. Die Nase komplex und intensiv. Reife Boskopäpfel, warme tarte aux pommes, Salbei, Rosmarin, Salzmandeln, Haselnüsse, Feuerstein. Die Säure ist wie man es bei einem Grauburgunder erwartet eher mild, der Körper stämmiger aber keinesfalls breit oder fett! Am Gaumen dominieren die würzigen Komponenten und bringen viel Frische, die den langen Geschmack trägt. Apfel und gelbe Früchte, exotische Anklänge. Die neuen 500l-Fässer, in denen der Wein anderthalb Jahre auf der Hefe lag, sind perfekt eingebunden und kaum wahrnehmbar. Falls der Wein jetzt getrunken werden soll, am besten aus großen Gläsern genießen, eine Karaffe ist nicht nötig.
Sehr gut+ Absoluter Kaufbefehl

Chardonnay

Baden

Weingut Bernhard Huber

Wenig überraschend wirklich große klasse. Die Chardonnays von Julian Huber sind definitiv die unangefochtene Spitze der deutschen Burgunder in weiß. Die beiden Weine zeigen sich im Vergleich zu anderen Jahrgängen von Huber zwar schon relativ offen, aber wer die Flaschen vor 2025 aufzieht begeht Babymord!

Malterdinger Bienenberg 2019
Steil nach Süden/Südwesten fallender Weinberg mit Kalksteinverwitterungsböden. Beste Bedingungen für große Weine aus den Burgunderrebsorten. In der Nase noch verschlossen, reduktiv-rauchig. Ganz langsam kommen verhalten Noten von Zitronat, grünem Apfel und einer frisch geöffneten Packung Haribo (keinesfalls negativ) hervor. Am Gaumen karg und eher schlank, mit rassiger gut eingebundener Säure. Noten von Limettensaft und Zesten, Zitrusblüten, sehr mineralisch mit phenolischem Grip. Unglaublich dicht und Lang. Braucht viel Zeit! Großer Wein! Hervorragend

Hecklinger Schlossberg 2019
Auch hier profitieren die Reben von kargen Muschelkalkböden. Die Weinberge sind weiter nach Westen in Richtung der warmen Nachmittgssonne gerichtet und vor den kühlenden Winden aus dem Schwarzwald geschützt. Offener und dunklerer-reiferer Ausdruck als Bienenberg. Frisch aufgeschnittene Limetten, grüne Früchte, Rauch, Heu und Wiesenkräuter, Pumpernickel. Mehr Power und etwas breiter als der Bienenberg. Komplex, griffig, dicht und lang. Ein wirklich großer Wein, der ein langes Leben vor sich hat. Aktuell hat meiner Meinung nach der Bienenberg die Nase vorne.
Hervorragend (-)

Riesling

Mosel Saar Ruwer

Schloss Lieser
Zusammen mit Fritz Haag die stärkste Rieslingkollektion an der Mosel. Wer sich eine der raren Sortimentskisten sichern will, die neben den vier hier beschriebenen Weinen noch das Große Gewächs aus dem Bernkasteler Doctor enthält, muss sich beeilen. Extrem limitiert! Wie jedes Jahr sind die Großen Gewächse von Thomas, Ute, Lara und Niklas auch im Jahrgang 2020 noch reduktiv und verschlossen und profitieren von einer langen Flaschenreife. Das liegt unter anderem daran, dass die Weine oft sehr lange benötigen bis die Gärung durch und die Weine trocken sind. Im Anschluss liegen die Weine noch bis in den Sommer auf der schützenden Hefe. Wer ohne zu warten Schloss Lieser trinken möchte, greift am besten zum Heldenstück, einer Selektion aus der großen Lage Niederberg Helden oder natürlich zu einer der gereiften Flaschen von Schloss Lieser aus unserem Keller (natürlich auch in unserer Bar erhältlich).

Graacher Himmelreich 2020
Nach West-Süd-West geneigter steiler Schieferhang mit sehr altem Rebbestand. Die Weinberge umarmen das Moselörtchen Graach förmlich. Die Nase wie zu erwarten noch sehr reduziert. Mit viel Luft zeigen sich langsam zarte weiße und grüne Früchte, zusammen mit weißen Blüten und einer rauchigen Schiefer-Mineralität Trocken, hohe, sehr gut eingebundene Säure, schlank, elegant, langer intensiv salzig-mineralischer Abgang. Am Gaumen sehr straff, von Mineralität und Säure geprägt. Ein Hauch von frischem Pfirsichmus, Granny Smith, reifer Zitrusfrucht und Schieferwürze. Extrem Elegant, viel Drive. Ein Wein, der viel Zeit braucht.
Sehr gut – Hervorragend

Niederberg Helden 2020
Fast direkt hinter dem Weingut gehen hier die Weinberge los. Steil, bis zu 120 Jahre alte, wurzelechte Reben, Süd-Süd-West Ausrichtung, Karge Schieferböden. Die perfekte Grundlage für hochkarätige Rieslinge. Vermutlich die Kernlage der Familie Haag. Die Nase aktuell noch sehr verschlossen, rauchig, hefig. Mit viel Luft kommen auch hier die typische Schieferwürze und ein Hauch von Zitronenzesten und Pfirsichen hervor. Schlank, mit viel Druck, auch hier das lange salzig-mineralische Finish. Weiße Steinfrucht, zerriebener Schiefer, Zitruszesten und Limettensaft. Viel Spannung.
Sehr Gut-Hervorragend

Brauneberg Juffer-Sonnenuhr 2020
Eine der Paradelagen an der Mosel. Die Sonnenuhr ist das Filetstück aus der Brauneberger Juffer. Die Reben sind nur durch ein kleines Sträußchen von der Mosel getrennt und erhoben, enden erst 80 Meter weiter oben. Durch die Südlage, die Steilheit und Nähe zum Wasser stehen die Reben den ganzen Tag in der Sonne. Die Mosel wirkt wie ein Spiegel und bringt noch mehr licht und Wärme in die Lage. Schiefer, saftige vollreife Birnen und Kumquat prägen die auch hier eher reduktive Nase. Am Gaumen eine extreme, vibrierende Säure, mittlerer Körper und langes, Schiefer geprägtes Finish. Sehr straff! Am Gaumen auch hier wieder reife Zitrusfrucht, Kumquat, Mandarine, und saftige Birnen. Eine seidige Struktur, die auch hier wieder auf den langen Ausbau mit Hefekontakt schließen lässt und einen tollen Gegenpol zur Säure bietet.
Sehr Gut-Hervorragend

Piesporter Goldtröpfchen 2020
Die Südlichste Lage aus dem Hause Lieser. Der verschlossenste Wein aus dem Line-up. Benötigt sehr viel Luft und zeigt sich dann erst verhalten. Rauchig, Feuerstein, Vollreife Zitrus, Zitronenschalen, Schiefer! Der Wein zeigt sich schlank mit viel Druck! Mineralisch, viel Zitrus: das geht vor allem in Richtung Clementine und Grapefruit. Auch hier gesellt sich wieder die ein oder andere Kumquat dazu, die den Speichelfluss so richtig anregt. Rauchig, salziges Finish, viel Druck!
Sehr gut-Hervorragend

Fritz Haag
Zusammen mit dem Weingut Schloss Lieser sehr weit vorne wenn es um Moselrieslinge mit Terroirgedanke geht. So wie im Jahrgang 2019 sind die Rieslinge aus der Brauneberger Juffer auch dieses Jahr wieder große Klasse. Topbewertungen vorprogrammiert. Die Weine von Oliver Haag zeigen sich allesamt etwas offener und zugänglicher als die von Thomas. So wie auch schon 2019 hat Oliver in der Juffer die Nase vorn.

Fritz Haag Brauneberger Juffer 2020
Offen, viel reife Zitrusfrüchte. Orangen, Orangeat, Nektarine. Dann kommt eine feine Schieferwürze. Kein ganz schmaler Riesling. Eher der Typ Balletttänzer. Elegant, kein Muskelprotz, kein Gramm Fett und jeder Muskel definiert. Die straffe Säure bringt viel Drive in den Wein, der sich jetzt schon sehr zugänglich zeigt. Auch am Gaumen dominieren die reifen Zitrusfrüchte. Dazu paaren sich reife gelbe Früchte wie Nektarinen und eine Mineralik, die an nasse Kiesel erinnert. Langes Salziges Finish (das ein Stück präziser sein könnte). Mein Preis-Leistungs-Sieger. Absoluter Kaufbefehl! Sehr gut-Hervorragend

Fritz Haag Brauneberger
Juffer Sonnenuhr 2020

Hier geht es wieder um das Filetstück. Die Nase wieder offen, fast schon intensiv nach Honig, Limetten Orangen, vollreifer Netzmelone und Birne duftend. Eine feine Schieferwürze unterstützt und hält die Exotik im Zaum. Im Mund überrascht der Wein mit einer fast extremen Säure, die den reifen, fast exotischen Ausdruck bändigt. Man erkennt sofort die Handschrift des Winzers und die Herkunft lässt sich nicht verleugnen. Die Aromatik liegt sehr nahe bei der des „einfachen“ Juffer GG, ist allerdings ein deutliches Stück konzentrierter und mineralischer. Sehr langes und präzises Finish. Großer Wein!
Hervorragend

Van Volxem
Wiltigen Scharzhofberger „Pergentsknopp“ 2020
Der Pergentsknopp ist eine historische Parzelle am obersten Rand des Scharzhofbergs und nach Westen hin offen. Das ergibt Trauben, die trotz Kraft und voller geschmacklicher Reife immer eine kräftige und erfrischende Säure mitbringen. Leicht reduktiv, duftet nach weißen Blüten, Heu, getrockneten Kräutern, nassem Schiefer und reifer Zitrus. Sehr kraftvoll und ausdrucksstark, durch die knackige Säure aber nie schwer. Salzig, nasse Steine, Schiefer, frisches Heu und Wiesenkräuter, dann Limetten, Zitronenabrieb, Weißer Pfirsich und ein langer salzig-mineralischer Abgang.
Sehr gut-Hervorragend

Rheingau

P.-J. Kühn

Die wichtigste Zutat im Keller der Familie Kühn heißt vermutlich Zeit. Die Weine kommen mindestens ein Jahr verzögert auf den Markt, für die Großen Gewächse bedeutet das in der Regel 20 Monate in großen Holzfässern auf der Hefe.

Oestrich Doosberg 2019
Zwischen Östrich, Hattenheim und Hallgarten erstreckt sich der sanft zum Rhein hin abfallende Doosberg. Die Böden bestehen hauptsächlich aus von Quarzit durchzogenem Löss-Lehm. An einigen Stellen sind Quellen im Boden und versorgen die Reben auch in den heißesten Jahren immer mit genügend Wasser. Die offene Lage und nie ruhenden Winde am Rhein versprechen Jahr für Jahr vollreifes und gesundes Lesegut. Intensive Nase, Limette, Haselnüsse, getrocknete Wiesenkräuter und Blumen. Geröstete Haselnüsse, vollreifer Boskop und Nektarine. Trocken, kräftige, fast stahlige Säure, Intensiver Geschmack von reifen Zitronen, Orangen Grapefruit, saftigen Nektarinen, Heu, Weißer Schokolade und Toffee. Langes von der Säure getragenes, mineralisches Finish. Seidige Textur. Ob des intensiven und komplexen Geschmacks wirkt der Wein immer frisch und niemals fett. Hervorragend

Mittelheim St. Nikolaus 2019
Zwischen Oestrich und Winkel gelegen. Die Böden sind hier etwas gröber und sandiger als im Doosberg. Die Lage ist etwas trockener und führt zusammen mit einem Rebalter von über 60 Jahren zu kleinbeerigen, lockeren Trauben, die konzentrierte, hochkomplexe weine hervor. Die Nase konzentriert krautig, nach Heu und reifen fast roten Zitrusfrüchten duftend, sehr intensiv. Voller Körper, sehr ausdrucksstark. Die kräftige Säure bändigt den Wein mühelos. Am Gaumen weniger fruchtig als der Doosberg. Der St. Nikolaus geht mehr über die Würze und Mineralität. Extreme länge. Großer Wein. Hervorragend

Nahe

Dönnhoff
Niederhausen Hermannshöhle 2020
Die Böden in der Hermannshöhle sind vielseitig. Schieferverwitterung durchmischt mit Kalkstein, Porphyr und anderen vulkanischen Gesteinen. Warm, nach Süden ausgerichtet und Steil. Die Nase ist direkt offen und expressiv. Vollreifer gelber Pfirsich, Flugmango, Krautig, fast medizinische Noten. Wie auch das Dellchen kommt die Hermannshöhle trocken und mit einer knackigen Säure daher. Bringt aber mehr Kraft und Körper mit. Die Säure wirkt fast elektrifizierend und trägt den dicht gewebten und intensiven Körper. Sehr lang bis zu einem präzisen salzigen finish. Großer Wein! Herausragend!

Emrich Schönleber
Monzinger Halenberg 2020
Der Hagenberg hat seinen Namen von den Kranichen, die in der lokalen Mundart Halgans genannt werden. Die Kraniche nutzen während ihrer Wanderung die Thermik der steilen Südlage aus Schieferverwitterungsgestein um kraftsparend an Höhe zu gewinnen. Von dieser Wärme profitieren natürlich auch die Reben. Windgeschützt, warm und meistens eher trocken. Die Reben mussten 2020 kämpfen und haben nur sehr kleine, dafür aber extrem konzentrierte Beeren hervor gebracht. Die Nase mit leichter Reduktion, reifen Mangos, saftigen Nektarinen, und einer Würze, die an frisch aufgebrühten Earl Grey erinnert. Trocken, überraschenderweise eher ein schlanker Typ, trotzdem mit intensiver Aromatik und auch hier wieder einem langen Finish. Würzig, präzise und reife Fruchtaromatik, feste Struktur mit vibrierender Säure.
Sehr gut – Hervorragend

Monzinger Frühlingsplätzchen 2020
Eine ähnliche Ausrichtung wie der Halenberg, aber mit anderen Böden. Hier herrschen verwitterte, rote Schiefer und Lehm vor. Die Böden erwärmen sich hier immer am schnellsten. Der Frühling beginnt hier immer als erstes, die Reben profitieren dadurch von einer längeren Vegetationsperiode und Reife. Schon relativ offen, die Nase dominiert von Orangen, Mango, Orangenzeste und Nektarine. Sehr straff, über die Säure definiert, extreme Länge! Der Wein wirkt griffig, die Frucht fast generös. Erst zum Schluss kommt eine feine Kräuterwürze.
Hervorragend (-)

Rheinhessen

Gunderloch
Die Großen Lagen Rothenberg, Pettenthal und Hipping reihen sich im sogenannten Roten Hang von Nord nach Süd zwischen Nackenheim und Nierstein. Alle Weinberge sind hier mehr – oder weniger steil nach Osten zum Rhein geneigt. Der Boden besteht aus dem sogenannten Rotliegendem, ein Eisenhaltiger Tonschiefer, der den hier wachsenden Weinen immer eine ganz besondere Würze verleiht. Durch die Ostlage stehen die Reben schon bei Sonnenaufgang perfekt beleuchtet, was dabei hilft, die Reben nach Nebel oder Regen schnell abzutrocknen und garantiert kerngesundes Lesegut. Nachmittags werden die Lagen dadurch auch schneller beschattet und versprechen auch in heißen Jahren top Säurewerte.

Nackenheim Rothenberg 2020
Die nördlichste und steilste Lage im roten Hang. Die Reben profitieren hier von einer Extraportion vom Rhein reflektiertem Sonnenlicht. Rauchig, frische Gartenkräuter, vor allem Liebstöckel, Chinarinde, Weinbergspfirsiche, Limetten, Grapefruit und reife gelbe Äpfel Trocken, mit einer knackigen Säure und langem kräftigem Finish. Am Gaumen lässt sich ein Hauch von Holz erahnen, durch die Maischestandzeit kommt eine angenehm griffige Phenolik dazu. Süßholz, Orangenzesten, Mandarine, Nektarinen und Pfirsiche. Dazu kommt noch eine seidig-hefige Struktur. Sehr komplex, fast überwältigend. Schwer einzuordnen.
Sehr gut-Hervorragend/Hervorragend

Wittmann
Die Großen Gewächse von Phillip Wittmann liegen allesamt an einem Südhang mit Blick auf Westhofen. Die vorherrschenden Böden im Rheinhessischen Hügelland bestehen vor allem aus dem im Mainzer Becken vorherrschenden Kalkstein mit tonhaltiger Bodenauflage. Die feinen Unterschiede ergeben sich aus der Lage am Hang, die Ausrichtung der Parzellen und dem Oberboden. Die Großen Gewächse von Philip Wittmann dürfen sich noch ein halbes Jahr im Flaschenlager ausruhen, bevor sie im März ausgeliefert werden. Die Weine zeigen sich aktuell noch etwas verschlossen, müssten bis dahin aber noch um einiges stimmiger dastehen. Kirchspiel und Brunnenhäuschen sind leider schon ausverkauft und nicht über uns erhältlich.

Westhofen Aulerde 2020
Reine Südlage, sanft nach Westhofen abfallend. Die Böden haben hier einen höheren Sandanteil und können sich dadurch schneller erwärmen. Daraus ergeben sich ein früher Austrieb und eine schnelle Reife. Die Nase ist noch etwas verschlossen. Mit Luft und Zeit zeigt sich eine sehr frische Aromatik von weißen Pfirsichen, Granny Smith, Limetten, gerösteten Mandeln und Rauch. Im Mund wirkt der Wein kräftiger als die Nase es vermuten lässt, die Säure hält aber alles im Zaum und der Wein wird nicht fett. Am Gaumen dominieren Zitrusfrüchte, vor allem frische Limetten, reife Zitronen und Zitrusschalen, unterstützt von Pfirsichen und Grünen Äpfeln. Die seidige Textur lässt auf ein langes Hefelager schließen und der phenolische Grip am Abgang auf einen kurzen Kontakt mit den Schalen. Das Finish ist lang mit einem rauchig mineralischem Eindruck. Macht jetzt schon Spaß, ist aber sicher ein Langläufer!
Sehr gut-Hervorragend

Westhofen Morstein 2020
Die Vorraussetzungen sind ähnlich dem Brunnenhäuschen. Allerdings sind die Böden im Morstein stärker mit Kalkstein durchsetzt und sind weniger eisenhaltig. Auch hier fehlt der Schutz vor den kühlenden Westwinden, was eine späte Lese mit trotzdem hohen säurewerten erlaubt. Aktuell noch sehr zurückhaltende Nase, die sich erst mit viel Luft öffnet. Langsam zeigen sich frische Wiesenkräuter, Weinbergspfirsich und Limette. Trocken, mit kräftiger Säure wirkt der Morstein sehr schlank, fast schon drahtig. Der Wein möchte am Gaumen noch nicht viel preisgeben und ist schwer zu verkosten. Prägend sind aktuell ein kalkiger Eindruck und frische Wiesenkräuter. Elegant und feingliedrig, Langer salzig-mineralischer Abgang. Braucht noch viel Zeit. Sehr gut-Hervorragend/Hervorragend

Pfalz

Christmann

Das Weingut Christmann liegt im Herzen von Gimmeldingen knapp zwei Kilometer nördlich von Neustadt an der Mittelhardt. Die Weinberge liegen im (wind)Schatten des Pfälzerwaldes zwischen Deidesheim und Neustadt. Im Gegensatz zu den oft opulenten, teilweise fast Barock anmutenden trockenen Rieslingen der Pfalz stehen Sophie und Steffen Christmann für einen sehr eleganten Stil. Die Struktur ihrer Weine vergleichen Sie oft mit einem Balletttänzer. Muskulös, perfekt definiert, kein Gramm Fett und extrem Elegant.

Königsbacher Idig 2020
Das Filetstück im Portfolio der Familie Christmann! Sanft nach Süden geneigt, auf einem Kalksockel gelegen. Der Oberboden besteht aus einem Gemisch von verwittertem Kalk, Sandstein aus dem Pfälzerwald und Ton. Abends und nachts profitieren die Reben von kühlenden Winden, die aus dem Nahegelegenen Pfälzerwald herabfließen. Sie helfen dabei Pilzdruck zu vermindern und Säure zu bewahren. Der Idig ist aktuell noch sehr verschlossen. Mit etwas Luft zeigt sich dieses Jahr ein würzig-kräutriger wein, mit einer Nase die an geröstete Haselnüsse, Heu, feine weiße Pfirsiche und Ricola erinnert. Dazu noch ein Hauch frische Hefe. Elegant, säurebetont, mineralisch und lang. Die Metapher vom Balletttänzer trifft voll ins Schwarze. Am Gaumen ist der Wein der griffig und frisch, mit salzig, mineralischem Abgang. Der Wein braucht viel Luft im Glas, oder noch besser viele Jahre im Keller.
Sehr Gut-Hervorragend/Hervorragend

Königsberg Ölberg-Hart 2020
Eines der beiden neuen GGs im Christmann-Portfolio. Eigentlich nicht ganz neu. Aus dem Kernstück dieses Weinbergs wurde sonst immer das Große Gewächs für die VDP-Versteigerung hergestellt. Die angrenzenden, jüngeren Anlagen haben den Königsbacher Ölberg Riesling Erste Lage ergeben. Diese Anlagen bringen inzwischen genügend Konzentration und Tiefe um zusammen mit den alten Reben ein Großes Gewächs zu keltern. Die Reben reichen bis zum Waldrand und stehen bereits am Nachmittag im Schatten vom Pfälzer Wald. Minimal reduktiv, kühler Ausdruck, Limetten, Pfirsiche, feine hefige Note. Trocken, knackige Säure, ein Stück stämmiger als der Idig. Am Gaumen schon deutlich zugänglicher, mit mehr Frucht. Limetten und Limonen, Zitruszesten, Pfirsich, Sternfrucht, Heu und Salbei.
Sehr gut+

Württemberg

Aldinger

Untertürkheimer Gips Marienglas 2020
Kräftige Reduktion. Mit etwas Luft kommen zarte Aromen von Mandeln, weißen Blüten, Limetten und weißem Pfirsich. Trocken, knackig, schlank. Langes salzig-mineralisches Finish. Die kräftige Säure trägt den Wein. Der Wein benötigt viel Luft, oder ein paar Jahre Flaschenreife.
Sehr gut

Schnaitmann

Fellbacher Lämmler 2019
Eine dunkle fast goldene Farbe. Der Wein zeigt noch eine leichte Reduktion, die Nase ist vor allem von frischen Kräutern dominiert, wird aber auch von reden Äpfeln und Zitrusfrüchten unterstützt. Der Wein ist für einen Riesling etwas breiter und stämmiger gebaut, ohne fett zu wirken. Dafür sorgen die knackige Säure und das lange Finish. Man merkt dem Wein an, dass die Trauben nicht direkt abgepresst wurden. Die leichte Phenolik bringt ein einen frischen Touch, der an Limettenzesten erinnert und erfrischend wirkt. Dazu kommt noch eine seidige Struktur vom langen Ausbau auf den Hefen. Aromatisch ist man auf der würzigen Seite, mit Thymian, Salbei, Rosmarin, reifen Grapefruit und roten Äpfeln.
Sehr gut-Hervorragend

Schnaitmann Uhlbacher Götzenberg 2019
Der Wein zeigt sich offen und zugänglich, mit Noten von frischen Haselnüssen, Süßholz, Grapefruit, Sternfrucht, Zimt und rote Äpfel. Trocken mit einem fast schon vollen Körper und intensiven Aromatik gegen die sich die kräftige Säure stemmt. Langes salziges Finish. Würzig-Kräftiger Riesling, trotzdem wundervoll balanciert. Sehr Spannend.
Sehr gut – Hervorragend

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