Flaschengärungssekt aus Deutschland

Eine neue Ära: Christmann, Aldinger und Co. zum deutschen Sekt-Trend.

Sekt und Gläaer

In den letzten Jahren überschwemmte die deutsche Sektproduktion den Markt vor allem mit Billigmarken. Ein Viertel der weltweiten Schaumweinproduktion landet dort. Der Fokus hochwertiger Weingüter lag lange eindeutig auf Wein. Das scheint sich zu ändern.

Schon Anfang des 20. Jahrhunderts hatten deutsche Schaumweine einen hervorragenden Ruf und waren mit großen Champagnern gleichgestellt. Daran knüpfen einige Weingüter an. Sie sehen ein enormes Potenzial für hochwertigen deutschen Sekt.

Sowohl im In- als auch im Ausland erregt deutscher Sekt wieder große Aufmerksamkeit. Renommierte Winzer wie Matthias Aldinger aus Württemberg, Steffen Christmann und Frank John aus der Pfalz sind Vorreiter dieses Trends und legen den Fokus ihrer Weingüter verstärkt auf die Sektherstellung. Ihrer Meinung nach erreicht deutscher Sekt eine neue Ära der Exzellenz.

Christmann Kauffmann

Christmann: Der Weg zum Sekt
Die Idee eines Sektguts entstand aus der Übernahme eines Teils der Rebflächen des Nachbarweinguts Mugler und der Zusammenarbeit mit Mathieu Kauffmann, der damals noch bei von Buhl beschäftigt war. Anfangs war die Skepsis bei Steffen und seiner Tochter Sophie Christmann groß, da sie sich eigentlich auf Riesling und Spätburgunder konzentrieren wollten. Ausschlaggebend für die Entscheidung, es mit einem Sektgut zu versuchen war ihr Fachwissen über die Weinberge am Haardtrand und Kauffmanns Know-how aus seinen Zeiten als Chef de Cave von Champagne Bollinger.

Laut Steffen Christmann wächst die Nachfrage nach hochwertigen deutschen Sekten auch international stetig. Immer häufiger wird Sekt wie in Frankreich auch in Deutschland zum Essen getrunken. Entwicklungen wie diese markieren den Beginn einer neuen Ära deutschen Sekts, so Christmann. Zusammen mit Kauffmann möchte er mit seiner Produktion vor allem mit dem Rieslingsekt an die hohe Qualität der Sekte von vor 100 Jahren anknüpfen.

Um den Geschmack und die Herkunft bestmöglich zur Geltung zu bringen, ist die biologisch-dynamische Arbeit im Weinberg für Christmann/Kauffmann von großer Bedeutung. Auch der oxidative Ausbau im Holzfass und der Verzicht auf Schwefel und andere Zusätze spielen für die Qualität eine große Rolle und liegen international im Trend.

Qualität hat seinen Preis: Vor allem als Sektgut ist eine Vorfinanzierung und sorgfältige Vorausplanung von großer Bedeutung. Die Bewirtschaftung ist aufwändig, für die Flaschen sind lange Lagerzeiten notwendig, das muss erst mal bezahlt werden. Aktuell lagern bei Christmann/Kauffmann 220.000 Flaschen, wodurch Kapital erst einmal gebunden wird. Glücklicherweise scheint sich mit dem Interesse an hochwertigem deutschen Sekt auch die Bereitschaft durchzusetzen, adäquate Preise zu bezahlen.

Aldinger

Weingut Aldinger: Alles aus einer Hand
Matthias Aldinger hält Sekt neben der Rebsorte Chardonnay für den aktuellen Trend der deutschen Weinwelt. Das Thema deutscher Sekt ist seiner Meinung nach in aller Munde und findet viel Zuspruch im In- und Ausland. Obwohl es anfangs Bedenken wegen des hohen Aufwands gab, entschied er sich 2009 für die Produktion eines eigenen Sekts. Bis dahin ließ das Weingut zusammen mit dem Weingut Wöhrwag zwei Sekte bei Raumland versekten.

Die sorgfältige Arbeit im Weinberg, eine frühe Lese und schonende Pressung sind laut Aldinger wichtige Stellschrauben für hochwertigen Sekt. Der Grundwein lagert in alten Barriques. Nach der Tirage erfolgt eine Flaschengärung von mindestens einem Jahr. Dann werden die Flaschen gerüttelt. Auf Dosage wird komplett verzichtet. Die spezielle Charakteristik liegt dabei in der Einzigartigkeit der Weinberge, insbesondere des Untertürkheimer Gips. Trotz der wärmeren Lage bringt er laut Aldinger Sekte mit kräftiger nussiger Aromatik und gleichzeitig mineralischer Frische hervor.

Sebastian John

Sebastian John: Rieslingsekt als deutsche Spezialität
Seit zwanzig Jahren betreibt die Familie John ihr Weingut Hirschhorner Hof. Dabei setzte sie von Anfang an nicht nur auf Stillwein, sondern auch auf hochwertigen Sekt. Gereifte Sekte mit langem Hefelager, feiner Perlage, wenig Alkohol und minimaler Dosage … damals ein absolutes Nischenprodukt in Deutschland. Heute macht die Sekt 40 Prozent der Gesamtproduktion des Weinguts aus.

Sebastian John sieht neben der Qualitätssteigerung auch gutes Marketing und Veranstaltungen als Instrument, um das Bewusstsein für deutschen Sekt zu schärfen. Die neuen deutschen Sekte sieht er bereits auf dem Niveau guter Weingutschampagner. Vor allem den Riesling hält John aufgrund seiner Frische, Säure und Mineralität für ein absolutes Herausstellungsmerkmal des deutschen Sekts. Die Weinberge der Johns mit kargen Sandböden und hohem Eisengehalt sind hervorragend für Sekt geeignet, da sie die dafür nötige Mineralität und Säure hervorbringen. Johns arbeiten biologisch-dynamisch und nach den Verarbeitungsrichtlinien der deutschen Sektmacher.

Fazit
Renommierte Winzer wie Christmann, Aldinger und John sehen beim deutschen Sekt jenseits der billigen Massenproduktion ein unglaubliches Qualitäts- und Entwicklungspotential. Eine sorgfältige Weinbergarbeit und die traditionelle Herstellungsmethode sind die Grundpfeiler dieses neuen Trends. Die einzigartigen Eigenschaften deutscher Weinberge, insbesondere für Riesling, tragen zur Entwicklung von Sekten mit Frische, Säure, Mineralität und Tiefe bei, die international großen Anklang finden. Die neue Ära der Exzellenz hat gerade erst begonnen.