Unbekanntes Frankreich: Die Weine des Südwestens

An Bordeaux vorbei und dann weiter: Der Südwesten Frankreichs bietet Landschaften, Städtchen und Dörfer, die hierzulande immer noch eher unbekannt sind. Und vor allem eine traditionsreiche Weinkultur, die außergewöhnliche Weine hervorbringt. Über Cahors, Madiran und Gaillac …

Bordeaux markiert im Südwesten Frankreichs bei weitem nicht das Ende der Fahnenstange, wenn es um Wein geht. Im Gegenteil: Lange Zeit standen die leichten Bordelaiser Clarets im Schatten der schwarzen Weine aus Madiran, Gaillac und vor allem Cahors. Dank der Triebkraft junger Winzer, vielschichtigen Terroirs und einmaligen Rebsorten entstehen dort auch heute noch spannende und individuelle Weine.

Wie so oft haben auch die frühen Siedlungen im Südwesten, wie zum Beispiel Cahors, keltische Wurzeln und auch die Kelten kannten schon den Weinbau. Doch die Ankunft der Römer brachte den An- und Ausbau von Weinen auf ein anderes Niveau. Später war der Weinbau im Südwesten und prinzipiell die ganze Küste hinauf bis zur Loire-Mündung von den Klöstern und von den Lehensgütern der Kirche geprägt. Viele der Ortschaften wie zum Beispiel Cahors liegen am ursprünglichen Jakobsweg, der die Pilger nach Santiago de Compostela führt.

Cahors – in der Schleife des Lot
Das idyllische Städtchen Cahors in der Region Quercy liegt auf einer Art Halbinsel, wie hineingequetscht in eine schmale Schleife des Flusses Lot, der sich in vielen Windungen von Ost nach West zieht. Der Weinbau ist geprägt von den Böden des westlichen Rands der Cevennen. Das Terroir zieht sich in Terrassen nach oben, bewirtschaftet werden hauptsächlich die mehr vom Kies geprägte zweite und dritte Terrasse. Außerdem stehen wieder vermehrt Reben oben auf dem Causse genannten, vom Kalk geprägten Plateau. Von dort stammen oft die etwas kräftigeren Weine.

Rebsorten und Charakter der Cahors-Weine
Cahors ist Rotweinland. Klar, auch dort werden Weißweine produziert, bekannt ist die Gegend aber für die tiefdunklen, gerbstoffbetonten Weine aus der Rebsorte Malbec, in der Gegend etwas irreführend auch Auxerrois genannt. Ungefähr 4500 Hektar stehen entlang des Lot unter Reben.

Die klassisch produzierten Weine brauchen Zeit und Reife und entwickeln dann vielschichtige, tiefe und kraftvolle Aromen mit geschliffenen Tanninen. In jungen Jahren wirken sie oft hart und unzugänglich. Oftmals werden sie mit Merlot verschnitten, um sie auch in jungen Jahren etwas zugänglicher zu machen. Außerdem kommt ab und zu die ebenfalls kräftige, tanninreiche Rebsorte Tannat zum Einsatz.

Die Weingüter Cosse-Maisonneuve und Clos de Gamot
Beide Weingüter bringen charaktervolle, kraftvolle und vielschichtige Weine auf die Flasche. Dabei könnte die Geschichte der Weingüter nicht unterschiedlicher sein. Matthieu Cosse und Catherine Maisonneuve haben für renommierte Güter in Bordeaux gearbeitet, bevor sie sich entschieden haben, in Cahors ihr eigenes Weingut zu gründen. Seit 1999 produzieren sie nach biodynamischen Richtlinien spannungsreiche, tiefe und vielschichtige Malbecs, die Ausdruck der Region und der Rebsorte sind. Im umliegenden Quercy bauen sie außerdem etwas Cabernet Franc und Gamay an.

Die Jouffreaus von Clos de Gamot haben dagegen alte und traditionsreiche Wurzeln in der Region. Bereits seit 1290 ist die Familie in Prayssac, westlich von Cahors gelegen, ansässig. Ab 1450 wurde Clos de Gamot bewirtschaftet, in einem 1610 gebauten Haus in den Weinbergen lebt die Familie heute noch. Auf Clos de Gamot wird auf den lehmigen, mit Kieseln und Feuerstein durchzogenen Kalkböden ausschließlich Malbec angebaut. Die ältesten Reben stammen von Pflanzungen direkt nach der Reblausplage von 1885. Clos de Gamot steht für traditionelle Cahors-Weine, kraftvoll und ursprünglich.

Zu den Weinen von Cosse-Maisonneuve

Zu den Weinen von Clos de Gamot

Madiran – Der Pilgerwein
Madiran ist ein kleines Dörfchen von knapp 500 Einwohnern im Département Hautes-Pyrénées, das vor allem bekannt ist für seine kraftvollen und langlebigen Weine. Seit 1948 haben die Rotweine der Gegend AOC-Status, ungfähr 1.400 Hektar stehen unter Reben. Auch hier wurde der Weinbau entscheidend durch den Einfluss der Römer geprägt und ab dem Hochmittelalter von den Mönchen betrieben. Madiran, wie viele Ortschaften im Südwesten, liegt in direkter Nähe zum Jakobsweg, daher wurde der Wein auch bekannt als Wein für die Pilger.

Tannat – der Name ist Programm
Traditionell wird der Madiran aus der Rebsorte Tannat gekeltert. Der Name ist Programm: Die Rebsorte erbringt dunkle, kontrastreiche Weine mit viel Tanninen, die erst mit einiger Lagerzeit geschmeidiger werden. Sie passen zu gewebereichen, kraftvollen Speisen. Mit zunehmendem Alter werden die Weine zugänglicher und deutlich komplexer.

Mit präziser Weinbergarbeit, Ertragsbegrenzung und längerer Lagerzeit können sehr hochwertige Weine entstehen, die auch von den Kies. Un dKalkböden der Region geprägt sind. Die Rebsorte Tannat wird inzwischen oft mit Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon oder Fer Servadou (auch Braucol), einer sehr alten, autochthonen Rebsorte aus dem  Südwesten verschnitten. Immer häufiger auch mit Merlot, was den Charakter der Weine leider oftmals etwas verfälscht. Es müssen aber mindestens 50 Prozent Tannat enthalten sein.

Gaillac: Unbekannte Weine, autochthone Rebsorten
Und weiter geht es Richtung Spanien und entlang des Jakobswegs. Um Gaillac und am Fuß der Pyrenäen wachsen eine Vielzahl autochthoner Rebsorten wie Braucol (Fer Servadou), Odenc, Mauzac, L’En de l’El (Loin-de-l’oeil), Duras oder Prunelart. Natürlich werden auch hier Cabernet Sauvignon, Merlot oder Sauvignon blanc angebaut. Die wirklich spannenden Weiß-, Rot- und Schaumweine entstehen aber aus den autochthonen Sorten. In der Region um Gaillac entstehen auch hochwertige Süßweine.

Historisch wurde auch hier schon vor der Ankunft der Römer Wein bereitet, später erfuhr der Weinbau durch die Gründung der Benediktinerabtei Saint Michel im 10. Jahrhundert enormen Aufschwung. Unter anderem wurden die damals von der Farbe als auch von der Statur her oft als etwas schwach empfundenen Bordeaux-Weine mit Weinen aus dem Gaillac aufgewertet.

Lagen und Klima
Vor allem von den Premières Côtes mit dem kalkigen Lehmboden und dem nördlich der Stadt gelegenen Plateau Cordes, das sehr vom Kalk geprägt ist, entstehen hochwertige Weiß- und Rotweine. Gaillac weist im Gegensatz zu Cahors und Madiran auch ein deutlich kontinentaler geprägtes Klima auf, da das Mittelgebirge Grésigne mit 500 Metern Höhe und die Montagne Noire mit teilweise bis zu 1.000 Meter Höhe vor ozeanischen beziehungsweise meditarranen Einflüssen abschirmen.

Glücklicherweise gibt es auch heute noch eine Anzahl von Winzern, die sich dem Erbe des Weinbaus an der Tarn und auch der Pflege der vielen unterschiedlichen autochthonen Rebsorten verpflichtet fühlen und dort außergewöhnlich Weine produzieren, die hierzulande leider viel zu wenig bekannt und viel zu selten zu bekommen sind.